Oma und Opa sind Gold wert …

Für Kinder, weil sie bei den Großeltern einfach Dinge tun dürfen, die Mama und Papa oftmals verbieten. Für Eltern, weil sie wichtige Betreuungsaufgaben in zeitlichen Engpässen übernehmen. Die kostenlose und zeitliche flexible Kinderbetreuung durch die Großeltern wird leider zu oft als Selbstverständlichkeit angesehen – von beiden Seiten. Fitte „Best Ager“, die ihre Pensionsfreizeit auch gerne mal ohne Enkelkinder verbringen, und zu wenige, zeitlich unflexible Betreuungsreinrichtungen rufen mehr denn je die Institutionen zur Lösungsfindung auf den Plan.

Die Vereinbarkeit von Familienleben mit Kindern und Beruf ist oft schwierig. Gerade an Wochenenden, Tagesrandzeiten oder Schließtagen von Kinderbetreuungseinrichtungen springen, wenn möglich, die Großeltern ein. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag „Kinderbetreuung funktioniert, wenn alle mitspielen“)

Wenn Oma nicht gewesen wäre

Meine Schwester und ich hatten unsere Kufsteiner-Oma. Die Ortsangabe im Namen deswegen, weil wir auch in der Steiermark eine ganz wunderbare Oma haben. Unsere Steirer-Oma eben.

Wir sind in Kufstein geboren und groß geworden. Unsere Oma war ein enorm wichtiger Teil dieses Großwerdens. Sie hat unsere berufstätigen Eltern unterstützt, wo sie nur konnte. Kamen wir mittags von der Schule heim, stand Essen auf dem Tisch. Danach half sie uns bei den Hausaufgaben. Obligatorisch war der Spaziergang am Nachmittag. Egal ob Sonnenschein oder Regen, wir gingen immer „an die frische Luft“, wie es Oma nannte. Danach gab es zuhause warme Milch mit Honig oder Kakao und Kekse. Unsere Kufsteiner-Oma war ein Segen: für uns Kinder und für unsere Eltern, übernahm sie doch unsere Betreuung in Zeiten, wo sich Beruf und Betreuungseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule nicht vereinbaren ließen.

Generell sind Großeltern in Österreich die erste Anlaufstelle für Kinderbetreuung nach Schule und Kindergarten. Laut Studie des ÖIF greifen hier rund 39 % der Befragten auf Verwandte zurück. Laut Studie der Universität Innsbruck sind in der Region KUUSK Großeltern, nach Müttern und den Betreuungseinrichtungen, die wichtigste Anlaufstelle in der Kinderbetreuung. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag „Kinderbetreuung funktioniert, wenn alle mitspielen“)

Die Zeit genießen, auch ohne Enkelkinder

Doch leider wird die kostenlose, zeitlich flexible Betreuungsarbeit von Oma und Opa oftmals als selbstverständlich angesehen. Und unter uns: Gibt es Großeltern, die nicht gerne auf ihre Enkel aufpassen? Ja, die gibt es.

„Best Ager“ nennt man diese fitten Großeltern. Sie sind jung geblieben, sportlich aktiv und auch ihre Kaufkraft ist enorm. Für Kinder und Eltern natürlich wunderbar, wenn Oma und Opa noch voller Elan und Tatendrang sind. Aber schauen wir genauer hin, dann wollen diese Aktiven ihr Leben nach der Berufstätigkeit auch noch für sich genießen und nicht immer auf Abruf bereit stehen, wenn es Engpässe in der Kinderbetreuung gibt. Hier ergeben sich mittlerweile Probleme, die es zu lösen gilt. Doch sicherlich nicht von Seiten der Großeltern.

Auf den Plan gerufen werden hier die Institutionen.

Auch wenn Großeltern heute durchaus fitter sind heißt das nicht, dass sie den Enkeln rund um die Uhr zur Verfügung stehen. ©Tirol Werbung / Wiedenhofer Martina

„Wunschoma“ litt an Oma- und Opamangel

So selbstverständlich die Kinderbetreuung durch die Großeltern für manche Familien sein mag, von beiden Seiten her betrachtet, so schwierig ist es, wenn Oma und Opa nicht in der Nähe oder gar nicht mehr da sind. Dem wollte sich das Kooperationsprojekt „Wunschoma“ von LAG und den Regionalmanagements KUUSK, LAG Regio 3 und Lag Kitzbüheler Alpen annehmen. Grundidee war die Vermittlung von Familien in der Region und interessierten, aktiven, älteren Menschen, die als Wunschoma oder –opa gerne Zeit mit Kindern verbringen möchten. Beide Seiten hätten davon profitiert: Familien ohne Großeltern sowie auch ältere Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen können.

Das Projekt “Wunschoma” startete ambitioniert, musste jedoch leider wegen Mangel an Großeltern eingestellt werden.

Das Projekt „Wunschoma“ startete ambitioniert, musste jedoch leider wegen Mangel an Großeltern eingestellt werden.

Das Projekt leidet nun – so komisch es auch klingen mag – an den „Best Agern“. Es fanden sich einfach zu wenige Großeltern für die Familien. „Wunschoma“ musste wegen akutem Opa- und Opamangel eingestellt werden.

Karin Mumelter

Ich bin in Kufstein geboren, aufgewachsen und verwurzelt. Aus diesen Gründen, und auch durch meine ehemalige Beschäftigung als Redakteurin einer regionalen Wochenzeitung, habe ich viel Bezug zur Region und ihren Menschen aufgebaut. Mit meinen Beiträgen auf „Mit Wissen entwickeln“ möchte ich genau dazu beitragen: Wir entwickeln unsere Region weiter.